Poetry Slam Text von Tatjana
Hey
heeey
ärrmm mrrrrmhh m
Also ich, ich habe mehr Fragen mitgebracht, als den Wunsch dir hier etwas zu sagen–
Aber
Aber zuerst muss ich doch sagen:
Ich will hier nicht gegen stehen–
Nicht gegen Nazis, gegen Rassismus, gegen Radikalismus, Hetze, Hass
– sondern
ich will hier für stehen.
Für?!
Für uns.
Weil stehen wir gegen – mal ehrlich, stehen wir uns meistens nur im Weg.
Es ist ein ständiges Gegen, Gegen, Gegen – gegen Nazis, gegen Hass, gegen AFD, gegen Ausländer, gegen Grenzen, gegen – gegen.
und wir dreh’n, wir dreh‘n und wir dreh‘n, wir drehn‘n uns nicht um und wir dreh‘n, wir dreh‘n uns im Kreis und bleiben steh‘n.
Während andere mit Hass für irgendwas aber gegen Menschen und gegen einander steh‘n. Ich stehe hier jetzt Für–
Für– weil ich dich sehen kann und ich frage mich:
Was hat man dir angetan, dass du zu Hassparolen im Gleichschritt einer Masse gehst, die nicht für einander sondern gegen steht?
Und ich frage dich– Was ist dir passiert, dass du darin einen Sinn siehst,
wenn du gegen andere stehst und aufmarschierst?
Ich will das verstehen. Ich will dich verstehen.
Gib mir die Chance einmal durch deine Augen diese Welt hier zu sehen.
Ich frage dich, was würde ich sehen?
Ist es Angst – Wovor?
Ist es Neid – Weshalb?
Ist es Hass – Warum?
Ist es Wut, Trauer, Langeweile, Spaß, Gier–
und ich Frage dich: Schaust du dir ab und zu selbst ins Gesicht und fragst einfach mal dich?
Was ist mir passiert?
Dass ich zu Hassparolen marschier? Zu einem Ausländer- und Fremdenhass tendier, meine–
meine Menschlichkeit verlier?
Ich bin kein Nazi–
klar!
Aber halt nein, muss mein Verhalten in dieser Art sein?
Wir sind nun mal alle grade zufällig, gleichzeitig und irgendwie gemeinsam, ob dick-dünn, grün, schwarz, links, rechts, Frau, ob Mann – wir sind nun mal alle gleichzeitig hier.
Und ich frage dich – wenn wir nur schützen, was wir lieben, warum macht dieses Verhalten andere Kulturen zu Dieben?
Gib du mir die Chance einmal durch deine Augen zu sehen?
Vielleicht fällt uns was ein.
Vielleicht können wir uns und unsere Sorgen verstehen
und wir hören auf gegeneinander zu stehen
und stehen für.
Für,
damit es weitergeht und am Ende ein Wir in dieser einen, unseren Welt steht.
Für,
weil wir– wir sind nun mal alle grade zufällig gleichzeitig und irgendwie gemeinsam hier – und fragst du dich nur ein paarmal: Wer– wer hat mir das hier alles hier gegeben? – würde die Antwort, sei mal ehrlich, doch lauten: Mein Schicksal, ein Zufall, und der war mein großer Segen.